Eigentlich ist an der Sommersonnenwende das Feuer das Wichtigste, das Element schlechthin. Wir feiern damit die Sonne an ihrem höchsten Stand, brennen große Holzhaufen ab und Mutige springen über das noch lodernde Feuer.
Doch heuer war für mich das Wasser als Element der Reinigung, als Informationsträger, als Sinnbild purer Freude (Wasserplanschen bei Hitze ist doch wunderbar!) wichtig. Am 24. Juni, im Dunstkreis der Sommersonnenwende, feiern wir das Fest von Johannes den Täufer, der Gestalt im Neuen Testament, der Jesus mit lebendigem Jordanwasser taufte.Und um lebendiges Wasser ging es mir diesmal! Meine Familie und ich wanderten zum Hohen Brunnen bei Sollngriesbach. Dort vereinen sich zwei kalkhaltige Quellen zu einem Bach, der unter Ausbildung von Kalksinterterrassen einen Abhang hinunter fließt. Der Bach gibt den Kalk an die Formation ab und wechselt somit seine Qualtät. Ich gab ihm den Namen „Wechselbach“. Als ich zum ersten Mal dort war, fiel mir das Märchen von Brüderchen und Schwesterchen ein, bei dem das Bächlein das Brüderchen aufforderte zu trinken, damit es seine Gestalt wechsele, es sollte zu einem Reh umgewandelt werden.
Doch um dieses Märchen ging es an diesem Nachmittag nicht, wir wollten zum Wasser, zu einem lebendigen, nicht durch Leitungen gepressten und mit Zusätzen versehenen Wasser!
Meine Tochter und ich gingen bachaufwärts bis zu einer der Quellen, säuberten den Quellbereich von Blättern und stimmten uns auf den Ort, auf die Wesen dort ein. Dann packte ich mein Schöpfgefäß aus, ein wunderbarer, blauer, in Rakutechnik hergestellter Tonbecher (bedeutet feine schwarze Risse in der Glasur). Jeder von uns goß sich lebendiges Quellwasser über den Kopf und die Stirne und nahm einige Schlucke von diesem Wasser zur Reinigung und zur Kärung von Körper, Geist und Seele. Als Dank an den Ort ließen wir zuvor gepflückte bunte Blumen ins Wasser und schauten zu, wie sie wegtrieben. In feierlich-fröhlicher Stimmung traten wir den Rückweg an und beschlossen bald wieder zu kommen, um ein paar Wasserflaschen zu füllen und mitzunehmen, da das Wasser sehr gut schmeckte!
