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Die Langsamkeit verordnet

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Der Frühsommer ist eine wunderbare Zeit, in der es mich in die Landschaft mit ihren Wäldern und Wiesen und Seen hinauszieht. Gerne fahre ich auch weiter weg und genieße andere Landschaften und unternehme viel mit Familie und Freunden. Der Frühsommer ist auch noch die bevorzugte Zeit für meine Naturreferententätigkeit (die Bilder sind von Wilde Küche, Waldspiele und Landart) und somit ist mein Terminkalender gut gefüllt mit Aktivitäten, die ich allesamt gerne mache. Doch heuer soll es anders sein…

        

 

Ein Unfall passiert und meine Pläne und Termin sind von heute auf morgen durchkreuzt, mein Radius ist nun auf Haus und Garten beschränkt und alles „darf“ nun sehr langsam sein. Doch in der Langsamkeit entdecke ich die mich umgebende, lebendige Natur in meinem Garten wieder intensiver.

Wie weit ist der Kopfsalat? Wie heißen eigentlich die Bodendecker, die unsere Grünfläche (den Rasen gibt es schon längst nicht mehr) erfolgreich besiedeln? Was ist heute neu aufgeblüht? Wie verändert die Morgensonne, die Abendsonne oder Gewitterwolken die Stimmung im Garten?

     

 

Sind die Zucchinis gekeimt? Sind die Blaumeisenkinder schon flügge oder werden sie noch gefüttert? Bei uns brüten heuer fünf Vogelpaare und die Vogeleltern sind emsig am Nachschub holen für ihren Nachwuchs. Erst als ich in meiner verordneten Langsamkeit mal ein paar Stunden auf der Liege ruhe, merke ich, wie die Vögel den Garten mit einer sagenhaften Lebendigkeit erfüllen. Immer wieder hüpft ganz nahe bei mir ein Amselmännchen vorbei und pickt in den Boden, um noch einen Wurm in seinen Schnabel zu stopfen, aus dem bereits etliche andere Würmer heraushängen und er schafft es keinen einzigen zu verlieren! Die Blaumeisen sind die eifrigsten, fleißigsten und von ihren Flugkünsten her die akrobatischsten Fütterer. Da wirken die Kohlmeisen wesentlich langsamer und die Spatzen sind die lautesten!

An einem anderen Frühsommersonntag liege ich draussen und lasse mich ganz auf das Naturschauspiel ein, das wie in einem Kino – es ist Ökofernsehen – an mir vorbeizieht: der blaue Himmel mit weißen Wolken, die immer wieder neue „Bilder“ malen; das Winken der Blätter an den Bäumen, die vom sanften Wind bewegt werden und mir etwas erzählen wollen; der weiße Storchenschnabel, der von vielen brummenden Hummeln, Bienen, Schwebfliegen und anderen Insekten aufgesucht wird; eine Kamelhalsfliege, die auf meinem Arm landet und mir etwas von den verborgenen, stillen Gartenbewohnern zeigt und das alles untermalt von einem Amselkonzert vom Feinsten. Ich glaube die Amsel ist eine der begabtesten Sänger unter den heimischen Singvögel und die unsrige kann wunderbare Melodien singen. Wenn ich genauer lausche, höre ich eine zweite Amsel weiter weg, die wohl als Duettpartner fungiert und ihre Melodien als Antwort singt. Was die sich zu erzählen haben?

                

Ich weiß nicht, wann ich mir das letzte Mal die Zeit genommen habe, still und ruhig zu werden und einfach da zu sein. Dieser Nachmittag war ein wunderbares Erden-Geschenk, das nur in der Langsamkeit ausgepackt werden konnte – Erdenfreude! Statt Waldbaden mit einer Gruppe anzuleiten hatte ich Gartenbaden daheim!

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