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Eine Seele geht

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Es ging heuer nicht irgendeine Seele, es ging mein Papa. Er wurde 90 Jahre und hatte ein gesegnetes Leben. Bis auf die letzten zwei Wochen konnte er mit Hilfe meiner Mama und meiner Schwester daheim bleiben. Vor Jahren hatte er sich schon vorgenommen 90 Jahre alt zu werden. Er hatte auch noch Herzenswünsche, die im letzten halben Jahr allesamt in Erfüllung gingen. So feierte er den 50.ten Geburtstag seiner Tochter, seinen eigenen 90.ten, den 30.ten seiner Enkelin, besuchte Weimar und die Wartburg und nahm an einem großen Verwandtentreffen im Bayerischen Wald teil. Hier verabschiedeten sich alle Verwandten von ihm im Bewusstsein, dass sie ihn wohl nicht mehr sehen werden. Schon einen Tag danach versagten ihm die Beine aufgrund seiner Krankheit den Dienst und er kam in die Klinik. Nach einer Woche war klar, dass er sterben würde und er wünschte sich seine Familie, seine Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Schwiegerenkel um sich. Wir kamen alle, erzählten ihm Geschichten, die wir mit ihm erlebt hatten, sangen unser Familienlied (ein Volksliedpotpourri), lachten und sagten ihm, wie lieb wir ihn hätten. Er nannte jeden von uns beim Namen und schaute uns intensiv an. Wir beteten mit ihm und dem Krankenhauspfarrer, der sehr einfühlende Worte fand.

Ab da war immer einer von uns um ihn, da er Angst davor hatte, allein zu sterben. Er aß und trank nichts mehr und wir bemerkten, wie seine Seele zeitweise weg war, so als würde sie oft zwischen Diesseits und Jenseits switchen. Einmal hatte er einen schweren innerlichen Kampf, den er siegreich gewann. Doch anscheinend waren die dort freigesetzten Energien so hoch, dass im ursprünglichen Zuhause in seinem Schlafzimmer sein Bild von der Wand sprang, worauf sich Mama und meine Schwester, die zu der Zeit zuhause waren, sofort ins Krankenhaus auf machten. Dort war mein Bruder, der gerade in dem Augenblick, in dem er den beiden schreiben wollte, dass Papa sehr unruhig sei, zur Tür schaute, durch die die beiden das Krankenzimmer betraten. „Ihr könnt doch noch gar nichts wissen,“ meinte er sehr verwundert. Da erzählten sie ihm die Ereignisse von zuhause, die bis jetzt auf uns alle einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Es gibt diese Ereignisse rund um die Schwelle eines Lebens und wir erzählen sie uns unter vorgehaltener Hand….

Wenn ich zu der Zeit meinen Papa länger betrachtete, war mir, als würde sich die Seele durch die Enge des Körpers hinaus in die Weite ergießen, ähnlich einer Geburt, nur anders herum. Vor nicht allzu langer Zeit sagte er mir, dass ihn seine Großmutter, sein Bruder, seine Eltern abholen würden, wenn es soweit sei. In der Früh von Maria Himmelfahrt, den 15.August,  war es dann soweit. Seine Seele löste sich vom Körper in einem letzten Atemzug. Als ich ein paar Stunden später eintraf, konnte ich im Raum eine Weite und einen unglaublichen Frieden wahrnehmen.

 

Er trat seine Reise in die anderen Welten unverzüglich an, denn wir als Familie hatten bei der Beerdigung den Eindruck, als würden wir buchstäblich nur die Hülle unseres Vaters beisetzen. Er selber war für uns als weiter, großer Friede zu empfinden.

Danke, dass wir dich so intensiv begleiten konnten und durften!

 

 

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