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Gemmotherapie oder Der Heidelbeerelf

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Ich bin im Herbst auf diese für mich neue Heilweise der Pflanzen gestoßen: die Wirkung der Knospen! Gemmo (lat.) bedeutet: Knospe, Juwel.  Jeder Baum oder Strauch setzt im Herbst die neuen Knospen an, in die er alles gibt, was an Längenwachstum, Blüten und Blätter im folgenden Jahr entstehen soll. Eine Knospe ist wie ein Embryo, in dem alles angelegt ist, was sich im Baum- oder Strauch- Leben entfalten darf.

Im Buch „Gemmotherapie“ von Chrischta Ganz und Louis Hutter, steht folgendes:

„Bäume richten ihre Aufmerksamkeit durch die Wurzeln auf den Boden und sind tief verankert und verbunden mit Mutter Erde. Über ihre Blätter und Äste kommunizieren sie mit der Luft und dem Himmel. Die Bewegungen der Bäume und Sträucher sind abhängig von Licht, Wind und Regen. Sie wenden sich der Sonne, dem Mond und allen Sternen zu. Oft haben Bäume ein hohes Alter und strahlen Größe, Ehre und Weisheit aus. Seit Menschengedenken sind wir bei ihnen willkommen- sie scheinen uns zu rufen, wir mögen zu ihnen kommen.“

Die Naturvölker sahen in den Bäumen die Großen Geschwister zu uns Menschen. Wir stehen mit den Füßen auf dem Boden und ragen, wie die Bäume, aufrecht in den Himmel. Wir können uns von einem Platz zum anderen bewegen, während die Bäume an ihren Standorten das SEIN verkörpern.

Unsere Urahnen haben die Knospen zur Heilung verschiedenster Krankheiten genutzt und wir dürfen uns an diese Heilmethode wieder erinnern. Da die Knospen kurz vor ihrem Aufbrechen geerntet werden, steckt in ihnen die Lebenskraft, die Weiterentwicklung, das Streben nach Leben, das Lebenspotential. In den Mazeraten wird , neben spezifischen Wirkweisen der jeweiligen Bäume, immer diese Lebenskraft gespeichert. Welch ein Schatz!

Da ich im letzten Jahr große Augenprobleme hatte und drei Augenoperationen überstanden hatte, war ich auf der Suche nach einem Pflanzenpräparat, das meine Augen unterstützen könnte. In der Gemmotherapie stieß ich auf die Heidelbeere, die mir nur bekannt war um Fieber zu senken und Durchfall zu lindern. Ich holte im Wald Heidelbeersträucher, bedankte mich dafür, dass ich sie nehmen durfte und zupfte stundenlang die winzigen Knospen ab, um soviel Material zu bekommen, dass in einem 100ml Glas ein Drittel gefüllt war. Die restlichen zwei Drittel füllte ich mit dem Auszugsgemisch Wasser-Alkohol-Glycerin auf, verschloss die Glasflasche und ließ sie vier Wochen stehen. Vom Holen der Heidelbeersträucher, über das Abzupfen der Knospen, dem Zerkleinern bis zum fertigen Mazerat war ich mit Freude und Dankbarkeit mit der Pflanze verbunden. Und nur so kann ich mir erklären, dass ich das Bild von einem Heidelbeerelfen bekam: ein kleines, stattliches Wesen, das mitten in den Heidelbeersträuchern lebt.

Das fertige Mazerat schmeckt übrigens leicht nach den Heidelbeerfrüchten und ist bläulich gefärbt. Schon erstaunlich, da ich ja nur die Knospen verwendete, in denen ‚lediglich‘  Blätter, Blüten und Zweige angelegt waren!

Im Laufe des Frühlings sammelte ich noch die Knospen von Hasel, Rosmarin, Buche, Holunder, Walnuss und Linde. Letztere beobachtete ich lange, um den richtigen Zeitpunkt der Ernte zu erwischen, da sich die Linde sehr viel Zeit ließ ihre Knospen schwellen zu lassen. Immer wieder besuchte ich sie und immer wieder war ein klares „Nein“ zur Ernte zu verspüren und auch zu sehen. Doch letztendlich durfte ich die kurz vor dem Austreiben stehenden Knospen abzupfen. Noch ein Wort zu Knospenernte: Um ein Mazerat herzustellen, braucht man in etwa einen Handteller voll Knospen. Je größer die Knospen, desto weniger an der Anzahl. Und selbstverständlich holt man sich die Knospen von Stellen am Baum, die er gut verkraften kann. Der Baum hat auch die Kraft aus schlafenden Augen neue Knospen treiben zu lassen, wenn sie abgezupft, gefressen oder abgebrochen wurden.

                       

Chrischta Ganz, Louis Hutter, Gemmotherapie  Knospen in der Naturheilkunde, atVERLAG

Nachtrag Anfang Mai:

Jetzt im Frühling bin ich durch die frischgrünen Heidelbeerwälder gewandert und habe die Blüten genauer betrachtet: sie sehen aus wie Lampions und wer weiß, vielleicht leuchten sie für die dortigen Naturwesen ja in der Nacht, so dass sie auf ihre eigene Weise den Frühling feiern können! Mein Heidelbeerelf wird da ausgelassen mittun oder auch das Ganze genussvoll beobachten.

 

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