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Sie ist wieder aktuell: Die heilige Corona

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Südlich von München steht eine unscheinbare Kapelle, nicht gerade ansprechend und direkt an einer Straße. Wir, zwei Freundinnen und ich, besuchten sie an einem Sonntag Mittag im Herbst 2020. Was hat die heilige Corona mit unserer Corona-Pandemie zu tun, fragten wir uns und wie wirkt die Heilige heute oder hat sie uns gerade in dieser Zeit  etwas zu sagen?

 

Wenn wir einen Ort geokulturell „erarbeiten“, gehen wir bewusst und achtsam an ihn heran. wobei es sehr von Vorteil ist, zu Fuß zu gehen, um auf den jeweiligen Ort, hier die Corona-Kapelle, eingestimmt zu werden und auch die Umgebung eerspüren zu können. An der Kapelle angekommen, umrundeten wir sie dreimal, ein Prozedere, das viele Pilger befolgen, um mit den Energien des Ortes vertraut zu werden. Die Corona-Kapelle liegt mitten in einem Buchenwald, ein kleiner Parkplatz wirkt wie ein freier Platz neben der Kapelle und an der anderen Längsseite geht die frisch hergerichtete Teerstraße vorbei, auf der sehr viele Münchner Radler vorbeikommen. Die Kapelle besteht aus einem lang gezogenen Raum, dem ein kleiner Eingangsbereich vorgelagert ist. Das Dach wird von einem Türmchen bekrönt, auf dem ein goldenes Kreuz mit zwei Querbalken steht.

Während wir  uns geokulturell auf den Ort einlassen, sprechen wir erst mal nicht miteinander, sondern gehen ganz bewußt in die Erfahrungen, die jeder alleine macht. Danach tauschen wir uns aus. – Ich sehe im kleinen Eingangsbereich etliche brennende Kerzen, Votivtafeln und religiöse Bilder unterschiedlichster Motive, wie den Heiligen Josef, Jesus als Ikone, den Heiligen Konrad, die Mutter Gottes von Lourdes und Altötting. Keine der Darstellungen ist die Heilige Corona, sie ist doch noch zu unbekannt, denke ich. Und trotzdem ist der Ort keinesfalls vergessen, er ist neu erwacht und wird oft besucht.

Durch ein Gitter schaue ich in den niedrigen Kapellenraum, der mit ein paar Kirchenbänken ausgestattet ist und vorne einen kleinen Flügelaltar beherbergt, auf dem zwei Bilder der Heiligen zu sehen sind: ihr Martyrium – sie wurde zwischen zwei heruntergebogenen Weiden aufgespannt und gespalten – und ihre himmlische Belohnung: sie bekam eine Krone aufs Haupt gesetzt und wurde in den Himmel aufgenommen. Da war sie, die Corona: die Krone! Der Kapellenraum ladt dazu ein sich hinzusetzen und seine Traurigkeit, seine Ängste und Sorgen anzuschauen und die Tränen fließen lassen. Keine farbenfrohen Bilder oder putzige Engelchen sind da, die einem von seinem Schmerz ablenken könnten. Hier darf die Traurigkeit, die Not fliessen und gelöst werden.

Diese Kapelle haben wir so empfunden: ein Ort, an dem jeder mit seinen Sorgen, seiner Traurigkeit sein darf. Und ein Ort, der dazu beiträgt, diese zu lösen, abzugeben ( vielleicht unter Tränen?) Danach geht es wieder besser. Meine Freundin sagt dazu: Die Kapelle ist stimmig. Instinktiv kommen in der Corona-Zeit wieder mehr Menschen hierher, um bei der Heiligen Corona ihre Sorgen und Nöte los zu werden (auch wenn sie andere religiöse Bilder abstellen…) . Wer weiß, vielleicht entsteht ja eine Art Wallfahrt, wie es dem dortigen Pfarrer vorschwebt? Auf unserer Erde gibt es Orte mit den unterschiedlichsten Schwingungen, die wir erfühlen können: Orte an denen du dich leicht fühlst, andere, die dich nach unten ziehen, manche  vermitteln dir Fröhlichkeit oder Unbehagen und bei den  nächsten darfst du einfach sein. Dieser Ort der heiligen Corona lädt dich ein mit Sorgen, Nöten und Ängsten zu kommen und sie los zu lassen. Wie gut!

Eine Radlfahrerin kam die Straße entlang, sah das Schild “ Kapelle zur Heiligen Corona“, bremste scharf und rief: „Was, gab es die tatsächlich  oder ist sie jetzt neu erfunden?“ Auch sie wurde neugierig und besuchte das kleine Heiligtum.

 

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